Jeder Mensch gewinnt, wenn es dir gut geht


Warum permanentes Geben manchmal ein toxisches Muster ist und warum es Zeit wird, dein Heldinnen-Cape abzulegen. Begleite mich in diesem Blogpost in die Welt des Grenzen-Setzens. 

Jeder Mensch gewinnt, wenn es dir gut geht. 


Nein. Das ist keine Ode an die dauerhafte Breitgrinsigkeit und die permanente Positivität eines Disneylands. Es geht hier nicht darum, zu verurteilen, wenn es dir schlecht geht. Es geht nicht darum, dir Druck zu machen oder dir einzureden, dass Selbstfürsorge eine Rechtfertigung im Außen braucht. Es geht auch nicht darum, dir einzutrichtern, dass du für deine Mitmenschen verantwortlich bist.


Es geht darum, dich zu befreien. 

Es geht darum, dich zu befreien von Schuldgefühlen, die auftauchen, sobald du etwas für dich und nicht für andere tust. 


Wie oft schon hast du dich aus Angst davor, egoistisch zu sein, gegen dich und deine Bedürfnisse entschieden? Wie oft schien es dir wichtiger und richtiger weiterhin die Lasten deiner Mitmenschen zu tragen, obwohl sie dir zu schwer wurden?


Und soll ich dir was sagen? Es lebt sich gut im Aufopfermodus. Immer die zu sein, die alles für alle tut ist ein super Heldinnen-Konzept. Wir kennen diese Konzepte aus unserer Kindheit. Das Bösewicht-Oper-Helden-Dreieck. Das System bewahrt uns davor, Verantwortung für uns selbst übernehmen zu müssen. Wir spielen einfach die uns bestens vertraute Rolle der Lastenträgerin, scheint sie uns doch im Kern zu definieren. 


Was wir nicht mitbekommen ist, dass wir Verbindungen verlieren. Zuerst zu uns selbst und dann zu anderen. Wir verlieren die Verbindung, weil wir nicht tun, was wir sind, sondern das tun, von dem wir denken, dass wir es tun müssen. 


Du magst erwidern, dass du aber gerne Dinge für andere Menschen tust. Ja, das glaube ich dir. Die Sache ist nur, dass du das dauerhaft nicht aufrichtig tun kannst, wenn du nicht zuerst für dich selbst sorgst und eine Verbindung mit dir selbst eingehst. 


Wenn du jemanden in irgendeiner Form unterstützen kannst, indem du so authentisch du selbst bist wie es eben nur geht und dann aber nicht in deine Kraft gehst, weil du denkst, es könnte dich jemand für egoistisch halten, dann - sorry - ist das egoistisch. Das ist eine Entscheidung aus Angst, nicht aus Liebe. 


Nicht zu sagen „Es wird mir zu schwer“, obwohl es dir zu schwer wird, ist egoistisch. Keine Grenzen zu setzen, obwohl du dort eine Grenze hast, ist egoistisch. Nicht auf dich und deine Integrität dir selbst gegenüber zu achten ist egoistisch. „Ja“ zu anderen und „nein“ zu dir selbst zu sagen ist egoistisch. Es ist egoistisch, weil du den vermeintlich leichten Weg gehst. Den Weg des geringsten Widerstandes im Außen und der ist niemals authentisch und wahrhaftig. Und nein, ich rufe dich nicht dazu auf, Widerstand im Außen zu leisten oder für deine Werte zu kämpfen. 


Ich rufe dich dazu auf, die Waffen gegen dich selbst endlich sinken zu lassen. Jedes Mal, wenn du dich gegen dich selbst und für jemand anderen entscheidest und damit deine Bedürfnisse übergehst, rammst du dir ein Messer in den Rücken. So wirst du mit jeder Entscheidung, die nicht in deinem höchsten Sinne ist, schwächer, bedürftiger und abhängiger. Und obwohl du scheinbar im Außen den Weg ohne Widerstand wählst, wird es immer anstrengender für dich. Und irgendwann verstehst du die Welt nicht mehr, weil du doch alles so machst wie es von dir erwartet wird und es trotzem schwer ist. 


Du ziehst daraus den Schluss, dass das Leben für dich eben schwer sein muss, aber andere dich trotzdem brauchen... und der Aufopferungskreis schließt sich. An dieser Stelle stecken wir oft so tief in unseren Mustern, dass wir ohne Außenperspektive gar nicht mehr erkennen können, was wir da tun.


Viel zu lange hast du deine eigene Stimme, die dir sagt, wo dein Weg jenseits des People-Pleasing langgehen kann, schon erstickst und dabei in der Konsquenz anderen und dir den Zugang zu dir versperrt? Ich kann dir nur sagen, dass diese innere Stimme mit der Zeit beginnt lauter zu werden und je länger du sie ignorierst, desto lauter wird sie gegen dich rebellieren. Was du nicht wahrnehmen kannst oder willst, kriegst du dann auf körperlicher Ebene zu spüren. Ein Pfeifen in den Ohren, Schwindel, Schluckbeschwerden, Bauchweh? Auf physischer Ebene wissen wir - evolutionsbedingt - Dinge, die unser Verstand niemals greifen können wird und so versucht dein Körper dich daran zu erinnern, dass du deine Grenzen schützen musst. 

Du hast es verdient von dir gerettet zu werden - auch wenn es Zeit ist, das alte Heldinnen-Cape abzulegen. 

Irgendwann wird er kommen, der Punkt, an dem du deine innere Stimme nicht mehr länger überhören kannst und zudem schmerzhaft feststellst, dass du die Verbindung zu geliebten Menschen  tatsächlich verloren hast. Und dann hast du drei Optionen: Du machst genau so weiter wie bisher und quälst dich bis zum nächsten Zusammenbruch oder du lenkst dich ab, betäubst dich mit Alkohol, Drogen, Sex, Arbeit, Essen, Sport oder Netflix und wirst einfach noch aufopferungsvoller bis die Zusammenbrüche immer schlimmer werden oder du schaust dir endlich an, was da bei dir los ist und rettest dich. 


Ich war an dem selben Punkt und habe mich mehrfach mit Optionen eins und zwei im Kreis gedreht. Ich weiß wie schwer, frustrierend und aussichtslos das sein kann. Ich weiß wie es sich anfühlt, sich über People-Pleasing zu definieren und ich weiß auch wie verzweifelt man ist, weil man ständig nur gibt und es trotzdem nicht reicht. Und immer, wenn ich kurz vor Option drei stand, dann kam dieser eine Gedanke: „Was ist, wenn ich noch ein bisschen mehr gebe und mich noch ein bisschen mehr anstrenge?“ und das hat mich wieder zurück zu Option zwei gebracht. 


Ich weiß nicht wie viele hundert Male ich diese Schleife gedreht habe, versucht habe noch mehr ins Außen zu geben und dabei immer weniger Verbundenheit zu spüren. Ich habe die Welt nicht verstanden, denn ich wollte doch nur die kleine Heldin sein, die alles demütig für ihre Mitmenschen tut - sei es in der Familie, in Beziehungen, in Freundschaften oder am Arbeitsplatz. Warum funktionierte das denn nicht? 

Ich bin es von Kindesbeinen an gewohnt gewesen, die kleine Heldin zu sein, die zuhause für Harmonie und Ausgleich sorgte. Während Oper und Bösewicht sich stritten, blieb für mich im Dreieck die Heldinnen-Rolle übrig. Ich versuchte immer zwischen allen zu vermitteln. Und dieses Muster habe ich in mein erwachsenes Ich mitgenommen, ohne es viele Jahre zu bemerken, geschweige denn zu hinterfragen.  

Ich habe also - ohne mir dieses Heldinnen-Musters bewusst zu sein - verzweifelt nach einem Ausweg im Außen gesucht, den ich natürlich nicht finden konnte. Erst als ich begann, mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen, schaffte ich es, mir auch für diesen sensiblen Bereich Unterstützung zu holen und dann endlich bei Option drei anzukommen. 


Es war extrem schmerzhaft, weil von mir selbst nicht viel übrig geblieben war und nach jahrzehntelangen Grenzüberschreitungen, die ich zugelassen hatte, waren meine Grenzen kaum mehr existent bzw. ich kannte sie schlichtweg nicht. Der größte Hohn für mich war, dass ausgerechnet das Geben mein toxischtes Muster war, definierte ich mich doch genau darüber und wird "Geben" doch im Gemeinsinn als durchweg positiv deklariert.


Ich weiß nicht, an welcher Stelle du gerade stehst, aber ich kann dir sagen, dass ich durch meine Versuche nun die Abkürzungen kenne und dir gerne die Hand reichen möchte, wenn du vor lauter Geben und "Ja-Sagen" den Kontakt zu dir selbst verloren hast. Du hast es verdient von dir gerettet zu werden - auch wenn es Zeit ist, das alte Heldinnen-Cape abzulegen. Wenn du mir vertraust, dann begleite ich dich auf dem Weg weg vom permanenten People-Pleasing hin zu starken Grenzen und damit zu tiefer Verbundenheit zu dir selbst und anderen. Du wirst sehen, dass es dir und auch deinen Beziehungen eine ganz neue Tiefe und Friedlichkeit geben wird.

Befrei dich von dem schlechten Gewissen.


Und wenn du das nächste Mal gerne etwas für dich tun und entscheiden möchtest, dann aber doch überlegst, was die Menschen, die du auf keinen Fall enttäuschen willst, davon halten könnten, dann denk vielleicht kurz daran: 


Jeder Mensch gewinnt, wenn es dir gut geht.